Plattdeutsch im Heidekreis
Wie in allen niederdeutsch-sprachigen Regionen weicht auch im Heidekreis das Platt in einem Dorf von dem im Nachbardorf ein wenig ab. Dieses Gefüge der kontinuierlichen Änderungen wird durchbrochen von einer Grenze, die in sprachgeografischer Hinsicht von größerer Bedeutung ist: Östlich von Soltau durchläuft von Nordosten kommend eine Linie den Kreis in südwestlicher Richtung, die nordwestliches Nordniedersächsisch von südöstlichem Ostfälisch trennt.
Das Heideostfälische weist eine Reihe von Merkmalen auf, die in deutlicher Opposition zum Nordniedersächsischen im Westen und Norden wie auch zum Mecklenburgischen im Osten stehen. So sagt man hier für „mich/mir“ und „dich/dir“ mik und dik – und nicht mi und di. Die Form für „uns“ und „euch“ lautet hier üsch und jück. Ebenso trifft hier für „gut“ westliches goot auf östliches gaut.
Die PLATO-Aufnahmen aus dem Heidekreis bieten Materialien, die vielfältige sprachbezogene Betrachtungen zum aktuell gesprochenen Niederdeutsch ermöglichen. Das gilt zum einen für sprachgeografische Differenzierungen, zum anderen aber auch für hochdeutsche Einflüsse insgesamt. So zeigt bereits ein erster Blick, dass viele Sprecher und Sprecherinnen die Konsonantenverbindungen s + l, m, n, p, t, w zugunsten von sch + l, m, n, p, t, w. Man sagt also nicht mehr slapen, smöken und snacken, sondern schlapen, schmöken oder schnacken. Bei den Fragewörtern zeigt sich eine klare Orientierung an hochdeutschen Formen wie wer und wie; in Vergleichen hat wie das herkömmliche as weitgehend ersetzt. Im Unterschied zu aktuellen Untersuchungen in Schleswig-Holstein lassen sich im Heidekreis sehr wohl in der spontan gesprochenen Sprache Verbkonstruktionen mit doon finden.