Rudolf Kinau
Nordniedersächsischen Niederdeutsch
Finkenwerder Platt
Zum Autor:
Rudolf Kinau (1887 – 1975) war ein niederdeutscher Erzähler, der durch Lesungen vor Publikum und im Rundfunk eine hohe Bekanntheit erreichte.
Rudolf Kinau war Sohn eines Finkenwerder Fischers. Er arbeitete sieben Jahre lang als Elb- und Seefischer, und nach einer kurzen Zeit bei der Handelsmarine schließlich als Schreiber in der Hamburger Fischhalle. Seit 1932/33 lebte er als freier Schriftsteller.
Nach dem Tod seines Bruders Gorch Fock veröffentlichte Rudolf Kinau ab 1916 zunächst in Zeitschriften; mit „Steernkiekers“ erschien im selben Jahr sein erstes Buch; insgesamt publizierte er über dreißig Bücher. Ausgehend vom maritimen Milieu, dem sich sein Bruder literarisch gewidmet hatte, blickte er stärker auf die einfachen Menschen und ihren Alltag. Kinau erweiterte in den 1920er Jahren sein literarisches Repertoire um längere Erzählformen, in den 1930er Jahren folgten Hörspiele und Theaterstücke. Kinau unternahm zahlreiche Vortragsreisen. Aus seinen Rundfunkansprachen in den 1940er Jahren, den sogenannten „Morgenfeiern“, entstand sein bekanntestes hochdeutsches Buch „Kamerad und Kameradin“, das als „Tornisterschrift des Oberkommandos der Wehrmacht“ deutschen Soldaten mit an die Front gegeben wurde. In den 1950er Jahren entwickelte er entscheidend die Rundfunkreihe „Hör mal ‘n beten to“ mit unterhaltsam-humoristischen Kurzerzählungen, deren Texte anschließend im Buchformat einer Zweitverwertung zugeführt wurden. Kinau verfasste insgesamt weit über tausend Rundfunkbeiträge und wurde zu einem der populärsten niederdeutschen Autoren weit über Norddeutschland hinaus.
Auszeichnungen:
1962 Fritz-Reuter-Preis
In Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurden mehrere Straßen nach ihm benannt.
Werke (in Auswahl):
Achtern Diek, 1916
Strandgoot, 1921;
Dörte Jessen, 1926;
Hinnik Seehund, 1927;
Sünn in de Seils, 1933;
Scheune Bries’, 1952;
Sünnschien un goden Wind, 1953;
Fief duppelte Släg, 1956;
Wiehnachtsbook, 1959;
Literatur in Auswahl:
Friedrich W. Michelsen (Hrsg.): Gorch Fock – Werk und Wirkung (1984).
Reinhard Goltz: Der Gott der Heimat, der beste Kamerad und der geschaßte Gewerkschafter. Die Schriftsteller Johann, Rudolf und Jakob Kinau in der Nazi-Zeit. In: Kay Dohnke, Norbert Hopster, Jan Wirrer (Hrsg.): Niederdeutsch im Nationalsozialismus. Studien zur Rolle regionaler Kultur im Faschismus (1994), S. 342-386.
Reinhard Goltz: Von Seehelden und Fischeridyllen. Maritime Milieus bei den Brüdern Gorch Fock und Rudolf Kinau. In: Literatur in der Nachfolge von Fritz Reuter, Klaus Groth und John Brinckman. Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft 28 (2018), S. 84-101.