Truppenübungsplatz Bergen 

Truppenübungsplatz Bergen 

Prägend für die Gemeinden war die jahrzehntelange Nutzung des Truppenübungsplatzes Bergen durch das Militär. Als Grund für Umsiedlungen, als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor und insbesondere als ein Ort des größten Grauens des 20. Jahrhunderts, ist dieser von existenzieller Bedeutung für die Region. 

Einrichtung und Nutzung 

1933 – 1940 

Die ersten Planungen zur Errichtung des Truppenübungsplatzes begannen im August 1934 im Zusammenhang mit der Aufrüstung der Wehrmacht. Das Gelände wurde wegen der dünnen Besiedlung und des abwechslungsreichen Landschaftsbildes zur Schaffung des größten Übungsplatzes der Wehrmacht ausgewählt.  

Am 15. September 1934 bestätigten sich Gerüchte über die Einrichtung eines großen Truppenübungsplatzes auf dem Gebiet der Landkreise Fallingbostel und Celle. Die ortsansässigen Bauern waren alarmiert und Anfang Oktober machte sich eine Abordnung von Bauern aus der betroffenen Gegend auf den Weg nach Goslar, um dem „Reichsbauernführer“ ihre Bedenken vorzutragen. Trotz des Widerstands der Bevölkerung mussten innerhalb weniger Jahre etwa 3.650 Einwohner aus 25 Gemeinden ihre Heimat verlassen.  

Der Landkreis Fallingbostel verlor fast 18 % seiner Fläche an den Truppenübungsplatz Bergen. Die teils jahrhundertealten Gemeinden: Wense, Untereinzingen, Obereinzingen, Oerbke, Oberndorfmark, Böstlingen, Hartem, Ettenbostel, Ostenholz und Oberhode, mussten von ihren Bewohnern verlassen werden. Auch die Orte: Deil, Hörsten, Hoppenstedt, Hohne, Hohnerode, Manhorn, Lohe, Gudehausen, Ettenbostel, Oberndorfmark, Oberhode, Benhorn, Hartem, Fahrenholz, Böstlingen, Pröbsten, Kolk, Südbostel, Nordbostel, Obereinzingen, Untereinzingen, Achterberg, Wense und Teile von Oerbke, Ostenholz und Hasselhorst verschwanden, neben weiteren, von der Landkarte.  

Ab dem 1. August 1938 fanden auf der gesamten Fläche militärische Übungen statt.  

Am Ostrand des Geländes, bei den Ortschaften Hohne und Belsen, seinerzeit „Ostlager“ genannt, entstanden rund 100 Kasernengebäude, 50 Pferdeställe und 40 Großgaragen, außerdem ein Lazarett, Depots und ein Scheibenhof, auf dem Zielscheiben für den Schießbetrieb hergestellt wurden.  

Am Westrand des Geländes, bei der Ortschaft Oerbke, seinerzeit „Westlager“ genannt, entstanden vom 1. April 1937 bis ins Jahr 1942 weitere Kasernen, Pferdeställe, Garagen und Depots.  

Trotz der Errichtung des Truppenübungsplatzes Bergen 1935 und der beiden Übungsplätze in Munster (1893 bzw. 1916) blieben die geschützten Flächen des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide zunächst von der militärischen Nutzung ausgenommen. Militärische Anlagen während des Zweiten Weltkriegs waren eine Beobachtungsstelle der Luftwaffe auf dem Wilseder Berg sowie ein Hamburger Krankenhaus in Wintermoor und ein Militärflugplatz bei Reinsehlen.  

Lazarett, Kriegsgefangenenlager, Konzentrationslager 

1940 – 1945  

Ein 1935 bei der Errichtung des Truppenübungsplatzes Bergen für die Bauarbeiter im Wald errichtetes Barackenlager („Heeresneubaulager Bergen-Belsen“) wurde ab 1940 von der Wehrmacht zur Unterbringung von einigen hundert französischen und belgischen Kriegsgefangenen genutzt. Im Mai/Juni 1941 wurde der Ort zu einem Mannschafts-Stammlager und Lazarett für sowjetische Kriegsgefangene ausgebaut. Bis Herbst 1941 wurden dort mehr als 21.000 sowjetische Kriegsgefangene eingeliefert.  

Im April 1943 trat die Wehrmacht den südlichen Teil des Lagergeländes an die SS ab, die dort das Konzentrationslager Bergen-Belsen einrichtete. Die Wehrmacht nutzte den unter ihrem Kommando verbliebenen Lagerteil, das Zweiglager Bergen-Belsen, bis Mitte Januar 1945 weiterhin als Lazarett für sowjetische Kriegsgefangene, zwischen Juli 1944 und Mitte Januar 1945 wurden dort auch etwa 800 italienische Militärinternierte behandelt. Zusätzlich waren zwischen Oktober/November 1944 und Mitte Januar 1945 auch etwa 1.000 Angehörige der polnischen Heimatarmee Armia Krajowa dort untergebracht. Die Bedingungen waren so erbärmlich, dass ein Großteil der Gefangenen starb. Mitte Januar 1945 wurde das Lazarett aufgelöst und das Areal von der SS übernommen, die bereits auf dem restlichen Areal das Konzentrationslager Bergen-Belsen betrieb. 

1945 – 1994 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Truppenübungsplatz am 15. April 1945 von den britischen Streitkräften übernommen. Diese nutzten zunächst nur den Ostteil des Platzes als „Royal Armoured Corps Training Centre“.  

Kanadische Truppen und Einheiten der britischen Rheinarmee führten dort militärische Übungen in der Lüneburger Heide durch. Das Gelände des früheren Militärflugplatzes wurde als Camp Reinsehlenab 1950 dauerhaft von britischen Panzereinheiten genutzt. 

Von 1945 bis 1947 mussten etwa 1,5 Millionen Heimatvertriebene aus dem Osten in der britischen Besatzungszone aufgenommen werden. Die britische Militärregierung entschloss sich, in den Randbezirken der Gutsbezirke Lohheide und Osterheide leerstehende Höfe, Häuser und Barackenlager für die Flüchtlinge zur Wiederbesiedlung freizugeben. Rund 6.000 Bewerber meldeten sich. Auf 145 Siedler- und Nebenerwerbssiedlerstellen konnten Landwirte sich hier eine neue Existenz aufbauen, darunter auch einige der ehemaligen Platzbewohner. Auch in dem früheren Erholungsheim Achterberg kamen viele Flüchtlinge unter.  

Selbst in den Baracken des ehemaligen KZ Bergen-Belsen, die von den Briten im Mai 1945 nicht sofort niedergebrannt wurden, hatte man Flüchtlinge untergebracht. Man nannte diese Barackensiedlung „Neu-Hohne“. Außerdem kamen in den ehemaligen Wehrmachtsbaracken in Gudehausen, zwei Kilometer südwestlich von Bergen-Belsen, etwa 500 Flüchtlinge, darunter viele Schwarzmeerdeutsche, unter. Diese beiden Wohnlager wurden bereits Anfang der 1950er Jahre abgerissen.  

Die Besatzungstruppen erweiterten ihre Übungsgebiete stetig bis hin zum Wilseder Berg, von dem sie sich Ende der 1940er Jahre zurückzogen. Ab 1948 übten sie nicht mehr ganzjährig, sondern nur noch acht Monate im Jahr. Der Präsident des Vereins Naturschutzpark (VNP), Alfred Toepfer, kämpfte für den Erhalt der Naturflächen, doch der britische Oberbefehlshaber stellte als Alternative lediglich Acker- und Grünlandflächen in Aussicht, die jedoch dringend für die Ernährung der Bevölkerung benötigt wurden.  

Das Übungsgelände wurde von den Briten immer weiter ausgedehnt, bis es die heutigen Grenzen erreichte. Einige der neu besiedelten Gebiete, wie zum Beispiel Oerbke-Ost, mussten wegen militärischen Bedarfs der britischen Armee daher bereits im Herbst 1953 wieder geräumt werden. Nach Erweiterung der Schießbahnen im Nordteil des Truppenübungsplatzes musste 1954 Achterberg aufgegeben werden. Spätestens 1961 liefen auch die anderen letzten Pachtverträge aus, und die Bewohner – unter anderem – der Orte Oberhode und Ostenholzer Moor mussten ihre Betriebe und Wohnungen verlassen.  

Im Zuge der Westintegration der Bundesrepublik Deutschland trat diese 1955 in die NATO ein, womit das Besatzungsstatut endete. Die Pariser Verträge enthielten eine neue Regelung für den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik, die nun zu Stationierungstruppen wurden. 1956 stellten die Kanadier ihre Übungstätigkeiten weitgehend ein. In diesem Jahr zogen sich auch die Briten aus einem 600 ha großen Gebiet bei Haverbeck zurück, nachdem es zu erheblichen Protesten durch Bürger gekommen war.  

1963 trat das Soltau-Lüneburg-Abkommen in Kraft (bis 1994). Diese Vereinbarung zwischen Deutschland, Kanada und dem Vereinigten Königreich regelte die militärische Nutzung von zusätzlichen Flächen in der Lüneburger Heide und dem Trupppenübungsplatz in Bergen. 

Geographische Lage / Landschaftsgebiete 

Insbesondere der Mittelteil des Truppenübungsplatzes besteht aus einer Heidelandschaft. In seinem Nordteil befindet sich das kleine Wittenmoor, knapp außerhalb seines Nordost-Randes liegt das Große Moor bei Becklingen und im Süden das Ostenholzer Moor. Die übrigen Teile bestehen aus Waldgebieten. Bereits außerhalb des Sperrgebietes liegt im Süden noch das Bannetzer Moor und die Meißendorfer Teiche.  

Im Nordwesten, außerhalb des Truppenübungsplatzes, fließt ein Abschnitt des Mittellaufs der Böhme. Im Südosten und Süden fließt die Meiße zum großen Teil über den Übungsplatz. Beide Flüsse sind nordöstliche Zuflüsse der Aller. Der äußerste Nordwestteil hat viele kleinere Bäche, die aus Richtung Osten kommend der Böhme zufließen. Ungefähr im Zentrum des Platzes befinden sich die „Sieben Steinhäuser“, eine Gruppe von Großsteingräbern. Der Hohe Bach fließt direkt an diesen vorbei. In der Nähe liegt der kleine Meiersee, durch den der Meierbach in Richtung Südwesten fließt. Diese beiden Bäche entwässern den Mittel- und Südteil des Truppenübungsplatzes. Der Südostteil wird über den Liethbach, an dem das Schloss Bredebeck liegt, entwässert. Diese drei genannten Bäche sind Zuflüsse der Meiße. Im nordwestlichen Bereich fließt der Fischendorfer Bach, ein südöstlicher Zufluss der Böhme. Im Westen ist der Fahrenholzer Bach, der später Krelinger Bach genannt wird, er hat seine Mündung in Hodenhagen. Allen genannten Bächen ist gemeinsam, dass sie in ihrem Verlauf viele Teichflächen bilden.  

In Südwest-Nordost-Richtung zieht sich quer durch den Truppenübungsplatz eine stark bewaldete Moränenlandschaft, das „Becklinger Holz“, zu der unter anderem diese Erhebungen gehören: Falkenberg, Hakenberg, Goldbockenberg, Staffelberg, Rehberg, Sinnberg, Hengstberg, Tutenberg, Galgenberg, Kahlberg, Kallenberg, Fuhrberg, Horstberg.  

Das Camp Reinsehlen, damals als Ausgangspunkt der britischen Panzerübungstätigkeit 1950–1994 in der Lüneburger Heide, ist heute eine bedeutende Sandmagerrasenfläche. 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Truppen%C3%BCbungsplatz_Bergen